In den Räumlichkeiten der Konrad-Adenauer-Stiftung in Buenos Aires fand ein konstruktives Gespräch zwischen Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages a.D. und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, und Vorstandsmitgliedern des Dachverbandes der Deutsch-Argentinischen Vereinigungen FAAG statt. Das Treffen kam durch die Vermittlung der Stiftung Verbundenheit zustande. Begleitet wurde das Treffen von Susanne Käss, Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Argentinien.
Prof. Dr. Norbert Lammert informierte sich in dem einstündigen Gespräch über die Organisationsstrukturen und Aktivitäten der zahlreichen deutsch-argentinischen Vereinigungen sowie den, durch die Stiftung Verbundenheit initiierten und begleiteten Modernisierungsprozess seit 2018. Der Vorsitzende des Dachverbandes Deutsch-Argentinischen Vereinigungen FAAG, Hermann Lehrke, erläuterte die flächendeckende Präsenz der fast 160 deutschen Kulturvereine in ganz Argentinien. Viele davon seien nach vierjähriger Zusammenarbeit mit der Stiftung Verbundenheit heute wichtige Multiplikatoren der Themenbereiche der Auswärtigen Kultur- und Gesellschaftspolitik (AKGP) Deutschlands. Neben einer Verjüngung der Mitgliederstrukturen seien die Vereinsaktivitäten heute sehr divers. Neben der Brauchtumspflege habe man Aktivitäten im Sprach- und Kultur- aber auch Umweltschutzbereich inkorporiert. Damit haben die Vereine heute ihre Beziehung zum aktuellen Deutschland verstärkt. Lehrke, der auch Vizevorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulen in Argentinien (AGDS) ist, erklärte zudem, wie sich zahlreiche PASCH-Schulen aus den Vereinsstrukturen herausgebildet haben und noch heute mit diesen vernetzt sind.
Cristina Arheit, Vorsitzende des Maria-Luisa-Kinderheims und aktives Mitglied verschiedener Organisationen wie der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer (AHK), des Deutschen Clubs in Buenos Aires und des deutsch-argentinischen Maria Luisen Kinderheims beleuchtete die Rolle der deutschsprachigen Gemeinschaften in der Zivilgesellschaft. Sie unterstrich die Bedeutung dieser Netzwerke für die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland. Die deutsch-argentinische Gemeinschaft habe in den vergangenen Jahren gezeigt, wie das sehr breite lokale Netzwerk, insbesondere außerhalb der Metropolregionen, den deutschen Auslandsinstitutionen zugutekomme.
Federico Leonhardt, Vorstandvorsitzender der Deutschen Wohltätigkeitsgesellschaft Buenos Aires, Mitglied des jungen Unternehmerverbandes der AHK und FAAG-Vorstandsmitglied ergänzte im Gespräch mit Prof. Dr. Norbert Lammert die karitativen Aufgaben vieler deutsch-argentinischer Kulturvereine. Mit Kleider-, Nahrungs- und Medizinspenden seien viele deutsche Kulturvereine auch in benachteiligten Gesellschaftsschichten aktiv. Auch Leonhardt betonte, dass mit Beginn der Zusammenarbeit mit der Stiftung Verbundenheit eine neue Phase der Aktivierung der deutsch-argentinischen Vereine als soziale Akteure in ihren Lokalitäten begonnen habe.
Silvia Saenger, Vorstandsmitglied der FAAG, Vertreterin der deutschsprachigen Gemeinschaft in der Nordargentinischen Provinz Misiones sowie Mitarbeiterin der Stiftung Verbundenheit, hob die Bedeutung der föderalen Strukturen der deutsch-argentinischen Vereinslandschaft hervor. Besonders dort, wo die deutschen Auslandsinstitutionen eine niedrigere Reichweite hätten, werden die deutschen Kulturvereine als Referenzorte der deutschen Kultur gesehen. Heute sei durch die erhöhte Zusammenarbeit zwischen den Vereinen und beispielsweise der deutschen Botschaft in Buenos Aires, Deutschland wieder präsenter im ganzen Land. Saenger betonte zudem die Bedeutung der Stiftungsinitiative #JungesNetzwerk für die „Verjüngung“ und Modernisierung der Kulturvereine. Die heute mehr als 2.600 Mitglieder umfassende Bürgerinitiative biete den Vereinen eine Freiwilligenstruktur, um innovative Projekte in den Themenbereichen der AKGP zu konzipieren und zu implementieren. Ein besonderer Verdienst der Initiative #JungesNetzwerk sei es, dass diese jungen Menschen anspreche, die oft keine direkten Verbindungen zu Deutschland haben, sich aber dennoch aktiv engagieren möchten.
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs zwischen Prof. Dr. Norbert Lammert und den Vertreterinnen und Vertretern der FAAG war die deutsche Sprache. Viele deutschsprachige Gemeinschaften setzen sich aktiv für den Erhalt der Sprache ein, stoßen jedoch auf Herausforderungen wie den Mangel an qualifizierten Deutschlehrkräften. Obwohl Online-Kurse vermehrt angeboten werden, bleiben diese nicht für alle zugänglich. Eine stärkere Unterstützung in der Standardisierung der selbständig organisierten und finanzierten Sprachkurse würde insbesondere im Landesinneren zur deutschen Sprachvermittlung beitragen.
Der Dachverband der deutsch-argentinischen Vereinigungen FAAG und die Stiftung Verbundenheit danken dem Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bundestagspräsident a.D. Prof. Dr. Norbert Lammert.