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Datum
10.7.2023
Autor
Stiftung Verbundenheit

Spreche Spanisch, lerne Englisch, denke Deutsch!

Kolloquium

Die Rolle der deutschen Sprache wird als entscheidendes Element der Verbundenheit mit Deutschland und den Deutschen im Ausland angesehen. In der Praxis nehmen viele Organisationen der deutschsprachigen Gemeinschaften und deutschen Minderheiten eine wichtige Rolle in der Sprachvermittlung ein. Gleichzeitig haben sie allerdings auch mit Herausforderungen zu kämpfen wie beispielsweise einen weltweiten Deutschlehrermangel und schwindende Schülerzahlen. Im Rahmen des von der Stiftung Verbundenheit mit dem Ausland in der Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth veranstalteten Colloquiums Diskutierten Experten und Praktiker - Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer (Lehrstuhl für interkulturelle Germanistik, Universität Bayreuth), Renate von Ludanyi PhD. (German Language Schools, USA), Dr. Olga Martens (Internationaler Verband der deutschen Kultur in Russland) und Hermann Lehrke (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulen Argentinien) - über Tendenzen und mögliche Problemlösungen.

Kolloquium

Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk betonte in seiner Begrüßung, was für eine wichtige Rolle für ein Kulturstaat die Verbreitung seiner Sprache darstelle. Sie spiele eine grundlegende Rolle in der Kultur- und Bildungspolitik. Durch die deutschen Gemeinschaften in der Welt drücke die deutsche Sprache auch ein Stück Identität und Herkunft aus. Stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Marco Just Quiles, der die Diskussion moderierte, hob hervor, dass man im Rahmen des Programms vom „Jugendforum Europa-Lateinamerika 2023“ Wissenschaft und Praxis habe zusammenführen wollen. Er freute sich, dass im Hörsaal am 27. Juni neben den aus Paraguay, Argentinien, Bolivien, Peru sowie Mexiko angereisten TeilnehmerInnen des Treffens auch Studenten vom Lehrstuhl für interkulturelle Germanistik der Universität Bayreuth erschienen sind. 

Lehrstuhlleiterin Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer erläuterte die Schwerpunkte der Forschungsarbeit wie Spracharbeit, Kommunikation, Literatur und Interkulturalität. Spannende Felder sind z. B. die Emotionsforschung, die Untersuchung der Loyalitätsfunktion der Sprachen, der demokratische Aspekt, die Frage von Beteiligung bzw. was die deutsche Sprache weltweit leisten kann. Die deutsche Sprache steht ohne Frage im Zentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Mehrsprachigkeit spielt eine beachtenswerte Rolle, wenn man als Mittler fungieren möchte.

Kolloquium

Dr. Olga Martens hatte ihren Abschluss zur Deutschlehrerin in Nord-Kasachstan gemacht und hatte sich als Ziel gesetzt, den Horizont der deutschen Minderheit durch die Popularisierung der deutschsprachigen Literatur und durch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit zu erweitern. Die Sprache sei ihres Erachtens wichtig, wenn man als Mitglied der deutschen Minderheit leben möchte. Da der Gebrauch der deutschen Sprache in der ehemaligen Sowjetunion verboten war, hat der Sprachunterricht heute eine außerordentlich wichtige Stellung, wobei die Mittlerorganisationen wie das Goethe Institut oder das DAAD eine zentrale Rolle spielen. Auch die Erforschung der deutschen Dialekte und Traditionen bzw. die Erarbeitung von Konzepten zum Erlernen der deutschen Sprache ist wieder möglich. Als ein überaus erfolgreiches Beispiel der Sprachförderung aus dem Medienbereich nannte sie die Moskauer Deutsche Zeitung, die bis 1914 erschien, dann 1998 wiederbelebt wurde und seitdem als wichtige deutschsprachige Informationsquelle dient. Die Sprache ist ein wichtiges Mittel für den Dialog mit der Welt, aber im Falle der Minderheit habe sie auch eine identitätsstiftende Wirkung, so Dr. Martens.

Kolloquium

Kolloquium

In Übersee spielt die deutsche Sprache keine geringere Rolle und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Renate von Ludanyi PhD., Präsidentin der German Language Schools berichtete darüber, dass es in den USA mehr als 40 Millionen Menschen deutscher Herkunft lebten. Die deutschen Sprachschulen, die ehemals Samstagsschulen oder Sonnabendschulen genannt wurden, seien gut besucht. Sie verfügen über sprachverbreitende und spracherhaltende Elemente. Seit der Gründung der Organisation im Jahre 1978 wuchs die Zahl der Schulen auf knapp 60. Sie gab ihrer Anerkennung kund, wie bewundernswert es sei, dass die Eltern ihre Samstagvormittage von September bis Mai für ihre Kinder opfern, oft stundenlange Autofahrten auf sich nehmen würden, damit ihre Kinder die deutsche Sprache erlernen. Die Möglichkeit, die Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom abzulegen ist mit Sicherheit ein entscheidendes Motivationsfaktor. 

Germán Lehrke, Präsident des Dachverbands der Deutsch-Argentinischen Vereinigungen FAAG und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulen Argentinien, berichtete, dass es in Argentinien an die zehn deutschen Schulen gebe, die seit über 100 Jahren existierten. Die Schule in Rosario öffnete 1892, die in Buenos Aires 1886 ihre Tore. Die Bildungseinrichtungen wurden gegründet, damit die Kinder der aus Deutschland eingewanderten Arbeitern eine gute Bildung erhalten und die deutsche Sprache beibehalten. Seit 1955 gibt es keine deutsche Einwanderung mehr in das Land, die deutschen Einwanderer integrierten sich nach und nach. Obwohl die Zahl der Deutschsprechenden immens zurückging, fühlen sich die deutschstämmigen Menschen mit der deutschen Kultur bzw. Deutschland stark verbunden. Man ist aber bestrebt die deutsche Sprache mehr in den Vordergrund zu rücken. Ein früherer Werbeslogan lautete z. B. folgenderweise: „Spreche Spanisch, lerne Englisch, denke Deutsch! Als einen weiteren wichtigen Aufgabenfeld benannte Lehrke das Einbinden der Nachfolgegenerationen in die Arbeit der Landsmannschaften, denn es ist nicht zu übersehen, dass man dringend junge Leute brauche, die die Tätigkeiten weiterführen.
Junge Menschen für Deutschland, die deutsche Kultur und Sprache zu begeistern sei das Hauptziel der Bürgerdiplomatie-Initiative #JungesNetzwerk, unterstrich stellvertretender Geschäftsführer Dr. Marco Just Quiles, der mit seinem Team bereits zahlreiche Kooperationen zwischen der Stiftung Verbundenheit und südamerikanischen Organisationen initiieren konnte.

Kolloquium

Text: Mónika Ambach

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