Zu einem gemeinsamen Vortragsabend über Alexander von Humboldts Wirken im heutigen Kolumbien hatten das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Franken und die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland eingeladen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Universität Bayreuth in deren Iwalewa-Haus statt.
Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Humboldt-Kulturforums und des Stiftungsrates der Stiftung Verbundenheit, konnte als Referenten Prof. Dr. Edison Neira Palacio, Prof. für Literatur und Linguistik der Universität de Antioquia in Medellín in Kolumbien und Dr. Marco Just Quiles, Geschäftsführer und Programmleiter für Lateinamerika der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, begrüßen.

Dr. Marco Just Quiles zeichnete Humboldts Reiseroute in Kolumbien nach: er begann seine Reise durch das heutige Kolumbien an der Karibikküste in der Hafenstadt Cartagena, die damals ein wichtiges Handelszentrum des Köngreiches Spanien war. Von dort aus begab er sich auf eine Flussreise entlang des Río Magdalena, der als Hauptverkehrsweg für den inneren Handel des Landes dient. Entlang dieses Flusses machte er Halt in Mompox, einer bedeutenden Handelsstadt, die für ihren wirtschaftlichen Einfluss auf die gesamte Region bekannt war.
Weiter flussaufwärts erreichte er die Stadt Honda, die eine zentrale Rolle als Umschlagplatz zwischen der Küste und dem Andenhochland spielte. Von Honda aus setzte er seine Expedition auf dem Landweg fort und kam schließlich nach Bogotá, der damaligen Hauptstadt des Vizekönigreichs Neugranada. Dort verbrachte er mehrere Monate und widmete sich eingehenden geographischen, botanischen und meteorologischen Studien.
Nach seinem Aufenthalt in Bogotá setzte Humboldt seine Reise fort und durchquerte das Hochland der Anden in Richtung Süden. Er verließ das heutige Kolumbien und gelangte schließlich nach Ecuador, wo er seine Expedition am Vulkan Chimborazo fortsetzte.
Humboldts Sichtweise auf Lateinamerika war ein “Blick auf Augenhöhe”, wodurch er tiefere Zusammenhänge erkannte und diese Region als Teil einer “Weltverbundenheit” wahrnahm, ganz im Sinne des Leitworts der Stiftung Verbundenheit. Es war eben diese Perspektive, die den Freiheitskämpfer Simon Bolivar zu der Aussage inspirierte, Alexander von Humboldt habe Lateinamerika mehr Wohltaten erwiesen als alle seine Eroberer, er sei daher „der wahre Entdecker Amerikas.“
Prof. Dr. Edison Neira Palacio hob hervor, dass Alexander von Humboldt Lateinamerika als gleichberechtigten Partner in Wissenschaft und Kultur betrachtet habe, „mit kultureller Ebenbürtigkeit, intellektueller Eigenständigkeit und eigenen geistig-kulturellen Traditionen.“
Humboldt sei es um eine kulturelle Synthese zwischen Lateinamerika und Europa gegangen. Er wollte Lateinamerika nicht belehren und geistig kolonisieren, sondern von Lateinamerika lernen und sich mit den dortigen Geistesgrößen auf Augenhöhe austauschen. Die Natur Lateinamerikas sah er dabei nicht als reines Forschungsobjekt an, sondern als Teil einer ethischen „Welt-Verantwortung“.
Er empfand sich und die Intellektuellen Lateinamerikas als kulturelle Vermittler sowie gleichberechtigte Partner in Wissenschaft und Kultur und trat für ein damals völlig neuartiges transatlantisches Bewusstsein ein.
Dr. Marco Just Quiles berichtete über die Projekte der Stiftung Verbundenheit und ihres #JungesNetzwerk in Kolumbien in den Bereichen Demokratie, Bürgerrechte, Umwelt, Sprache und Kultur ganz im Geiste Alexander von Humboldts.
Im Rahmen seines Besuches in Bayreuth traf Prof. Dr. Edison Neira Palacio gemeinsam mit. Dr. Marco Just Quiles auch mit Frau Professor Dr. Gesine Leonore Schiewer vom Lehrstuhl für interkulturelle Germanistik der Universität Bayreuth zusammen, die dem Kuratorium der Stiftung Verbundenheit und deren Fachbeirat „Deutsche Sprache“ angehört. Dabei wurden mögliche gemeinsame Projekte diskutiert. Prof. Neira Palacio wurde von seiner Frau Prof. Dr. Monika Suleta, Professorin für Geographie begleitet, die wie er im Institut „Alexander von Humboldt“ in Medeliin ehrenamtlich im Bereich deutsche Sprache, Kultur und Wissenschaftstradition tätig ist.