Als Kompetenzzentrum und Mittlerorganisation bildet die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland ein globales Netzwerk zur Förderung deutscher Minderheiten, deutschsprachiger Gemeinschaften und an Deutschland interessierter Personen. Parallel dazu ist sie bestrebt, beratende und impulsgebende Gremien von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zu bilden, die für die Stiftungsarbeit relevante Themenbereiche bearbeiten. Der vom Stiftungsrat der Stiftung Verbundenheit berufene „Fachbeirat Deutsche Sprache“ erstellte auf Grundlage der derzeitigen globalen Situation der deutschen Sprache und besonders ihrer entscheidenden Rolle, die sie in Mittelosteuropa für die deutschen Minderheiten als Minderheitenmuttersprache, für die deutschsprachigen Gemeinschaften in Nord- und Südamerika als Sprache der Herkunft, aber für viele Menschen in der Welt die Sprache der Wertschätzung und Chancen besitzt, ein Konzeptpapier, welches nun der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
I.E. Frau Botschafterin Adriana Stănescu, Botschafterin von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, und Hartmut Koschyk, der Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, luden gemeinsam zur Vorstellung des Konzeptpapiers des „Fachbeirats Deutsche Sprache“ der Stiftung Verbundenheit ein.
In der Botschaft von Rumänien versammelten sich Mitarbeiter des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, der Stiftung Verbundenheit sowie Vertreter der deutschen Minderheiten aus Polen und der Ukraine und weitere Gäste, um mehr über die Idee, den Entstehungsprozess und das Ergebnis der Arbeit des „Fachbeirats Deutsche Sprache“ der Stiftung Verbundenheit zu erfahren.
Nach einer Schweigeminute aus Anlass des rumänischen Gedenktages für die Opfer des Holocaust dankte Frau Botschafterin bei der Stiftung Verbundenheit und namentlich ihrem Stiftungsratsvorsitzenden Hartmut Koschyk für die Zusammenarbeit bei diesem ersten gemeinsamen Projekt und betonte, dass ihr der Unterricht in der deutschen Sprache in Rumänien sehr am Herzen liege.
Die Situation in Rumänien sei dergestalt, dass 99% der Schüler in den deutschen Schulen bzw. im Unterricht für Deutsch als Minderheitensprache mittlerweile ethnische Rumänen seien oder aus anderen Minderheiten stammen. Daher sei besonders die Sprache wichtig für die Förderung des Dialogs und trage zur besseren Kenntnis übereinander bei, so Frau Botschafterin. Fremdsprachen seien ein wichtiger Beitrag zur europäischen Einigung, ergänzte die Gastgeberin des Abends.
Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk unterstrich dies in seinem Grußwort und betonte, dass es zum Selbstverständnis des rumänischen Staates gehöre, das kulturelle und sprachliche Erbe der dort lebenden Deutschenlebendig zu halten, „nicht nur als Sprache der Herkunft, als Sprache der Minderheit, sondern auch als Sprache der Wertschätzung und als Sprache der Chancen“, wofür er Frau Botschafterin herzlich dankte. Hartmut Koschyk würdigte den Einsatz der rumänischen Botschafterin für die Belange der Deutschen Minderheit und bekräftigte die wichtige Rolle von Sprachen als „zentrales Element zwischen der Bundesrepublik und den Deutschen in aller Welt“. Besonders kleine Minderheiten, die zum Teil auch bis heute nicht anerkannt sind wie z.B. die deutschsprachige Minderheit in Slowenien müssten unterstützt werden, so wie es die Stiftung Verbundenheit fordert und auch die Republik Österreich bereits tut.
Stiftungsratsvorsitzender Koschyk begrüßte die Vertreter der deutschen Minderheiten aus Polen und der Ukraine und dankte sowohl der Bundesbeauftragten Natalie Pawlik MdB als auch den Mitarbeitern des BMI für die in den Tagen zuvor durchgeführte Reise in die Slowakei und in die Ukraine sowie für die Zusammenarbeit zwischen dem BMI und der Stiftung Verbundenheit als Mittlerorganisation.
Koschyk stellte die für den „Fachbeirat Deutsche Sprache“ zeichnenden anwesenden Expertinnen vor: Dr. Olga Martens (Sprach- und Partnerschaftsinitiative e.V. sowie Vizevorsitzende des BdV-Landesverbands in Hessen) übernahm den Vorsitz des Fachbeirats, Dr. Gesine Lenore Schiewer (Präsidentin der internationalen Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik) und Ildikó Erika Stephanie Risse, Professorin an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen in Südtirol/Italien).
Das Konzeptpapier sei der Auftakt für einen Dialog, eine Diskussion und Handlungsempfehlungen für die Deutsche Sprache weltweit, so Stiftungsratsvorsitzender Koschyk, der die Weltweite mit den Stiftungskontakten nach Namibia, Israel, Lateinamerika und in die USA unterstrich.
In der auf die Grußworte folgenden und vom stellvertretenden Geschäftsführer Marco Just Quiles moderierten Gesprächsrunde betonte Dr. Olga Martens, dass die Deutsche Sprache für die Vertreter der deutschen Minderheiten ein wichtiges Element ihres Selbstverständnisses ist und eine große Symbolik beinhaltet. Auch wenn die Deutsche Sprache als Kriegsfolgenschicksal verboten und die Nutzung der Sprache von Verfolgung bedroht war, so sei sie unabdingbar für die eigenen Identität als Deutsche im Ausland gewesen und ist es immer noch, so Martens. Des Weiteren seien eine gewisse Toleranz für Fehler, das Erkennen der Mündlichkeit der Sprache sowie ihre Wichtigkeit für die alltägliche Kommunikation wichtige Aspekte, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Dr. Gesine Lenore Schiewer bekräftigte, dass sich ihrer Meinung nach die mehrsprachigen Umgebungen bewähren müssten und die Vorteile der Mehrsprachigkeit in den Vordergrund gestellt werden sollten. Was kann die Deutsche Sprache leisten in Lebenswelten mit besonderen Beziehungen zu Deutschland? Wie kann sie globale loyale internationale Partner für Deutschland schaffen? Wie kann die Deutsche Sprache als Ressource und als Brückenbauer dienen? Diese interessante Fragen stellte Dr. Schiewer in den Raum.
Prof. Ildikó Erika Stephanie Risse betonte, dass die Deutsche Sprache in vielen Ländern über das Schulsystem abgesichert sei, jedoch erst durch das positive Bild der Sprache in den Gesellschaften wie z.B. in Südtirol/ Italien ihre Bedeutung erhält. Die Rolle der Deutschen Sprache für die Aktivierung der Völkerverständigung dürfe daher nicht übersehen werden, so Risse weiter. Dabei können auch Dialekte eine wichtige Position in der Verständigung besitzen und hätten es verdient, in der Sprachförderung näher betrachtet zu werden.
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