Mit dem Blick auf die deutschen Minderheiten führt die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN (AGDM) die Online-Reihe „Deutsche Minderheiten stellen sich vor“ fort.
Die Deutsche Minderheit in Dänemark umfasst rund 12.000 bis 15.000 Menschen, die sich der deutschen Sprache, Kultur, und Traditionen zugehörig fühlen. Die Deutsche Minderheit verfügt in mehreren Regionen des Landes über kulturelle, gesellschaftliche und politische Strukturen sowie soziale Einrichtungen. Es gibt außerdem eine deutschsprachige Tageszeitung namens „Der Nordschleswiger“ die als einzige deutschsprachige Gazette in ganz Skandinavien erscheint. Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) mit Sitz in Aabenraa/Apenrade setzt sich aktiv für das Wohl seiner Mitglieder ein und vertritt die Deutsche Minderheit sowohl gesellschaftlich als auch politisch. Besonders mit den vielen kulturellen Projekten, die auch die junge Generation begeistern, aber auch durch die Medienarbeit zeigt sich die Deutsche Minderheit in Dänemark aktiv in der Mehrheitsgesellschaft. Dänemark ist in fünf Regionen und 98 Kommunen unterteilt. In vier dieser Kommunen – Sonderburg, Hadersleben, Apenrade und Tondern – ist die Deutsche Minderheit zuhause. In Dänemark gibt es 20 deutschsprachige Kindergärten, 15 Schulen, sowie ein deutschsprachiges Gymnasium, Dadurch wird es den Kindern ermöglicht, bei ihrem Schulabschluss sowohl Deutsch als auch Dänisch sprechen zu können.
Über die aktuelle Lage der Deutschen Minderheit in Dänemark sprach Moderatorin Hanka Šołćic/Scholze, die Projektkoordinatorin für Kirgistan und Usbekistan der Stiftung Verbundenheit, mit Hinrich Jürgensen, dem Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Peter Asmussen, dem Vorsitzenden des Deutschen Büchereiverbandes Nordschleswig, Gwyn Nissen, dem Chefredakteur des Nordschleswigers, Louise Thomsen Terp, der Fraktionssprecherin und Ratsmitglied der Schleswigschen Partei in der Kommune Tondern und Niklas Nissen, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Jungen Spitzen.
Ruth Maria Candussi, Mitglied im Stiftungsrat und Parteisekretärin der Schleswigschen Partei, sowie der Sprecher der AGDM, Bernard Gaida, leiteten die Veranstaltung mit ihren Grußworten ein und betonten, dass sich die Deutschen in Nordschleswig von den anderen deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa unterscheiden, wenn man sie in Bezug auf den Beginn der Minderheitenpolitik und der Aktivität der Deutschen Minderheit im Lande betrachtet. In Dänemark wurde schon nach dem Zweiten Weltkrieg und nicht erst nach der Wende vor gut 35 Jahren die Minderheitenpolitik aktiv und über die Jahre zum Positiven für die Deutsche Minderheit gestaltet und gelebt.
Hinrich Jürgensen führte in die Geschichte der Deutschen Minderheit über die Jahrzehnte anhand wichtiger Meilensteine im letzten und vorletzten Jahrhundert ein und erklärte, warum es eine Deutsche Minderheit in Dänemark und eine dänische Minderheit in Deutschland gibt. Die Besonderheit des Grenzlandes sowie die ”Minderheit-ist-wer-will"-Regelung wurden von ihm ebenso wie die wichtige Rolle der Deutschen Sprache im Alltag und im Bildungswesen besonders betont worden. Durch die Neujahrstagung, das Knivsberg-Fest, den Tag der Deutschen Einheit und den Deutschen Tag sowie Extra-Projekte wie die EUROPEADA oder die Faustball-Europameisterschaft zeigt die Deutsche Minderheit große Erfolge in der Projektarbeit, die vor allem auch international Anerkennung finden. Eine andere Art der Anerkennung durch die Mehrheitsgesellschaft ist durch die weiter fehlenden zweisprachigen Ortsschilder als Zeichen der Offenheit und Toleranz noch nicht gegeben.
Louise Thomsen Terp berichtete von der Arbeit der Schleswigschen Partei, der Stimme der Deutschen Minderheit auf der politischen Ebene. Der BDN beschäftige sich auf nationaler und internationaler Ebene mit der Politik der Deutschen Minderheit und die Schleswigsche Partei sei die Vertretung der Nordschleswiger auf der kommunalen und regionalen Ebene. Von Bürgermeisterämtern über Stadträte bis hin zu den Funktionsträgern für die Kommunen vertrauen sowohl Mitglieder der Deutschen Minderheit als auch die Menschen der Mehrheitsgesellschaft der Schleswigschen Partei, die sich vor allem um den Erhalt der deutschen Strukturen, der Förderung der Kultur und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kümmert.
Der junge Flügel der Schleswigschen Partei, die Jungen SPitzen, unterstützen diese Arbeit und bilden den politischen Nachwuchs und haben neben dem bisher Erreichten und der Förderung der Zweisprachigkeit auch im Blick, die Motivation der jungen Generation für Minderheitenthemen langfristig zu steigern.
Peter Asmussen beschrieb des Weiteren genauer die Bücherei- und Bibliotheksarbeit der Deutschen Minderheit, die diese insgesamt als moderner Versorger für die außerschulische Literatur- und Medienversorgung darstellt. Durch die enge Beziehung mit dem Schulwesen und der Organisation von kulturellen Veranstaltungen zur Vermittlung der Deutschen Sprache zeichnet sich die Arbeit des Deutschen Büchereiverbands seit fast 100 Jahren aus.
Mit dem Nordschleswiger hat auch die Deutsche Minderheit in Dänemark ihr eigenes Medium. Genauso wie die Kulturarbeit ist die Medienarbeit nach innen wichtig, um Identität der Mitglieder der Deutschen Minderheit zu stärken und weiterzugeben. Gwynn Nissen erklärte, dass der Nordschleswiger eine digitale Zeitung geworden ist und nur noch alle zwei Wochen in Papierversion erscheint. Die digitale Infrastruktur in Dänemark ist eine gute Grundlage für diesen digitalen Weg. Gefördert wir der Nordschleswiger sowohl von der deutschen als auch von der dänischen Seite und spricht sowohl die jüngere als auch ältere Generation an. Die Digitalisierung bringt viele Vorteile mit sich, die sich schon jetzt und auch weiter in den kommenden Monaten zeigen werden, was die technischen Aspekte betrifft, so Nissen. Aber auch in bestimmten Zeiten wie z.B. der Corona-Pandemie, zu bestimmten Themen wie z.B. Grenzland oder Sport und mit bestimmten neuen Formen wie Podcasts und Videos zeigt sich der Fortschritt in der Arbeit der Redaktion.
Als Herausforderungen der aktuellen Zeit bzw. in den kommenden Monaten und Jahren, die auf die Deutsche Minderheit zukommen, sehen die Gesprächspartner die Wichtigkeit der durchgängigen Förderung der Minderheit, die zeitgemäßen Veränderungen der Organisationen, das Auseinandersetzen mit der eigenen Identität in allen Generationen und das Lernen von anderen Minderheiten.