In diesem Jahr fand die jährliche Sitzung der Deutsch-Rumänischen Regierungskommission für Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Rumänien vom 14. bis 16. Juni 2023 in Timişoara/Temeswar statt. Zum 26. Mal kamen die Delegationsteilnehmerinnen und -teilnehmer zusammen, um über bilaterale Fragen und die aktuelle Lage der deutschen Minderheit in Rumänien zu sprechen.
Eröffnet und geleitet wurde die Regierungskommissionssitzung von der rumänischen Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten, Daniela Gîtman, und der deutschen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik.
Der deutschen Delegation gehörten Dr. Peer Gebauer, deutscher Botschafter in Rumänien, sowie Sandra Zipprich von der deutschen Botschaft in Bukarest an. Ebenso Jörn Thießen, Abteilungsleiter im Bundesinnenministerium, Dr. Alexander Schumacher, Referatsleiter im Bundesinnenministerium, sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesinnenministeriums und Bundesverwaltungsamtes. Für die Landsmannschaft der Banater Schwaben war Peter-Dietmar Leber zur Regierungskommission gereist, den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland vertrat Rainer Lehni. Auch Sebastian Machnitzke und Marie Friedle von der Stiftung Verbundenheit waren Teil der Delegation in Timişoara.
Thematisch wurden neben ökonomischen Fragen, wie dem Schengen-Beitritt und der dualen Berufsausbildung, viele kulturelle und soziale Anliegen besprochen. Gelobt wurde die Erhöhung der sozial-humanitären Hilfen Rumänien, die den Altenheimen zugutekommen. Auch die Bedeutsamkeit der deutschen Sprache in Rumänien wurde vielfach thematisiert: ob es nun um deutschsprachige Studiengänge ging oder die Deutschlehrerförderung in Rumänien, die auch von deutscher Seite unterstützt wird. Die deutsche Minderheit als Brückenbauer zwischen den Ländern nimmt bei all diesen Bereichen nach wie vor eine bedeutende Rolle ein, wie durch den Beitrag von Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des DFDR, deutlich wurde. Ein von vielen Seiten angesprochener Punkt war zudem der Umgang des rumänischen Staates hinsichtlich der Entschädigung von Personen, die während der Diktatur, beginnend am 06. März 1945, aus politischen Gründen verfolgt, deportiert oder gefangen genommen worden waren.
Im Anschluss an die Regierungskommissionssitzung fand noch ein kulturelles Programm statt, das aus einem Empfang im Rathaus von Timişoara beim Bürgermeister Dominic Fritz, einem Stadtrundgang sowie einem Besuch in der deutschen Schule, Nikolaus-Lenau-Gymnasium, bestand.
Unsere Mitarbeiterin Marie Friedle, u.a. Projektkoordinatorin für Rumänien, führte in den folgenden Tagen zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesinnenministeriums und des Bundesverwaltungsamtes Erfolgskontrollen verschiedener geförderter Projekte im rumänischen Teil des Banats (Westrumänien) durch.
Es wurden verschiedene Unternehmen besichtigt, die durch die BVIK Banatia, eine von fünf geförderten Wirtschaftsstiftungen der deutschen Minderheit in Rumänien, unterstützt werden. Darunter waren mehrere landwirtschaftliche Betriebe, ein Schönheitssalon sowie eine Bäckerei. Alle Betriebe haben einen Bezug zur deutschen Minderheit und stützen sowohl die deutsche Gemeinschaft als auch die sie umgebende rumänische Mehrheitsgesellschaft.
Am Folgetag wurden das DFDR-Lokalforum in Arad, der auch der Sitz des Arbeitskreises Banat-JA (Jung-Akademiker) ist, und deren geförderte Baumaßnahmen vor Ort besichtigt. Hier entsteht gerade eine Multifunktionshalle inklusive eines neuen Festsaals des Forums Arad, der im September 2023 anlässlich der Feier „300 Jahre seit der Einwanderung“ eingeweiht wird. Anschließend ging es nach Sântana/Sanktanna, wo ein Besuch des dortigen Altenheims auf dem Programm stand. Am gleichen Tag fand die Kirchweih in Sanktanna statt, zu der die kleine Delegation eingeladen wurde und die traditionellen Trachten, den zweisprachigen Gottesdienst sowie die Tänze der Kirchweihteilnehmenden live erleben durfte. Besonders beeindruckend war auch der Besuch des Lambert-Steiner-Hauses, das sowohl als Sitz des DFDR-Lokalforums in Sanktanna dient, durch sich noch im Prozess befindliche, große Renovierungsarbeiten aber auch der Jugend vor Ort einen Probe-, Freizeit- und Gemeinschaftsraum bietet und bieten wird.
Am letzten Tag war der Besuch mehrerer sozialer Einrichtungen der deutschen Minderheit geplant, beginnend mit dem größten, dem Adam-Müller-Guttenbrunn-Altenheim in Timişoara/Temeswar. Anschließend wurden das Altenheim in Biled/Billed und die Sozialstation Biled/Billed besucht. Alle Institutionen waren durch außerordentlich freundliches Personal und sehr gut gepflegten Zustand gekennzeichnet. Die Sozialstation Biled/Billed, die die Menschen vor Ort durch „Essen auf Rädern“ versorgt, lud zudem in das auf dem Grundstück errichteten Heimatmuseum ein. Die hier ausgestellten Bilder, Infotafeln und Artefakte erzählen auf hochprofessionelle Weise die Geschichte der Banater Schwaben und geben Einblick ihr Leben in Biled/Billed von der Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.