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Datum
25.7.2023
Autor
Stiftung Verbundenheit

Deutsch als Minderheitensprache in Polen - Deutsche Minderheit erhält Antworten des polnischen Bildungsministers und startet neue Kampagne

Die Deutsche Minderheit in Polen zeichnet sich neben der kulturellen vor allem durch eine umfassende sprachfördernde Tätigkeit aus. In vielen Schulen der Landesteile, in denen die Deutsche Minderheit lebt und aktiv ist, haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, im Fach „Deutsch als Minderheitensprache“ unterrichtet zu werden. Dies nehmen über 56.000 Schülerinnen und Schüler in Regionen wie z.B. Schlesien oder Ermland-Masuren in Anspruch – in eingeschränktem Maße.

Aus einer Verordnung der polnischen Regierung vom 4. Februar 2022, mit welcher der Unterricht in „Deutsch als Minderheitensprache“ von drei auf nur eine Stunde reduziert wurde, ergab sich die weiterhin anhaltende Diskriminierung der Kinder und Jugendlichen aus den Reihen der Deutschen Minderheit. Die Verordnung des polnischen Bildungsministers trat mit Beginn des Schuljahres 2022/2023 in Kraft und betraf keine andere Minderheitengruppe im Lande, sondern ausschließlich die Deutsche Minderheit.
Obwohl der Polnischunterricht für Kinder polnischer Einwanderer an deutschen Schulen seit Jahren dem Bedarf entsprechend durch die Bundesländer organisiert und finanziert wird und der Deutsche Bundestag im Haushalt zusätzlich für das Jahr 2023 eine Million Euro und für die Jahre 2024 und 2025 jeweils zwei Millionen Euro zu diesem Zwecke bereitgestellt hatte, folgt die polnische Regierung weiterhin ihrer Argumentation der Kürzung, es gäbe in Deutschland für die Polonia aus Bundesmitteln keine Förderung.

Das Treffen der Deutschen Minderheit in Polen mit dem polnischen Bildungsminister am 22. Januar 2023 blieb bis auf Weiteres inhaltlich erfolglos.

Das Treffen der Deutschen Minderheit in Polen mit dem polnischen Bildungsminister am 22. Januar 2023 blieb bis auf Weiteres inhaltlich erfolglos.

Am 22. Januar 2023 traf sich der polnische Bildungsminister Przemysław Czarnek mit Vertretern der Deutschen Minderheit in Oppeln, bei welchem der Deutschen Minderheit mündlich die Zusage zu Schritten für eine Zurücknahme der Kürzung der muttersprachlichen Deutschunterrichts in Aussicht gestellt wurde. Dies ist mit Blick auf die Planung des kommenden Schuljahrs 2023/2024 von großer Bedeutung. Am 8. März 2023 fand im Jugendzentrum der Deutschen Minderheit in Oppeln eine Pressekonferenz statt, bei der darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sowohl die Deutsche Minderheit als auch die Eltern, Kinder, Jugendlichen, Lehrer und Gemeinden immer noch auf Antworten und die Umsetzung der Forderungen zu einer Rückkehr zu einem dreistündigen Unterricht im Fach „Deutsch als Minderheitensprache“ warten.

"Stopp der Diskriminierung!" - Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Minderheit in Polen stellten dem polnischen Bildungsminister ihre Fragen.

"Stopp der Diskriminierung!" - Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Minderheit in Polen stellten dem polnischen Bildungsminister ihre Fragen.

Die dort gestellten und medial verbreiteten Fragen (Aktion #NapiszDoCzarnka), die auf die gestellte Petition, die Arbeitsplätze der Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer sowie auf die Diskriminierung der Jugendlichen eingehen, beantwortet der polnische Bildungsminister am 19. Juli kurz und knapp per Twitter, jedoch ohne weitere Schritte in Richtung einer Entspannung der derzeitigen Situation anzudeuten.

Auszug aus dem Twitter-Konto des polnischen Bildungsministers, auf dem er der Deutschen Minderheit antwortet, kurz und knapp und ohne Wege zur Veränderung der Situation dieselbe aus seiner Sicht darstellt.

Auszug aus dem Twitter-Konto des polnischen Bildungsministers, auf dem er der Deutschen Minderheit antwortet, kurz und knapp und ohne Wege zur Veränderung der Situation dieselbe aus seiner Sicht darstellt.

Mit der zweiten Juliwoche startete die Deutsche Minderheit daher ihre neue Kampagne „Gebt den Kindern die Sprache zurück“, um die bisher nicht eingehaltenen Versprechen des polnischen Bildungsministers, die Anzahl der Unterrichtsstunden im Fach „Deutsch als Minderheitensprache“ wieder auf das frühere Niveau zu erhöhen, zu betonen. Im Rahmen dieser Kampagne werden derzeit Plakatwände mit dem genannten Slogan in den größeren Städten der Wojewodschaft Oppeln aufgestellt sowie Banner online platziert, um eine Breite Öffentlichkeit erreichen und für die weitergehende Diskriminierung im Bildungsbereich zu sensibilisieren.

Plakate mit der Botschaft "Gebt den Kindern die Sprache zurück!" sind Teil der neuen Kampagne der Deutschen Minderheit

Plakate mit der Botschaft "Gebt den Kindern die Sprache zurück!" sind Teil der neuen Kampagne der Deutschen Minderheit

Rafał Bartek, Vorsitzender des Dachverbands der Deutschen Minderheit in Polen (VdG), zeigt sich weiterhin ohne Verständnis für die Haltung des polnischen Bildungsministers. Es habe mehrere Treffen mit Herrn Minister Czarnek gegeben, bei denen dieser eine zügige Rückkehr zum Stand vor dem Beschluss der Verordnung versicherte. Nun seien schon mehr als ein halbes Jahr ins Land gegangen, jedoch gäbe es keine Anzeichen für Änderungen der Diskriminierung der Kinder und Jugendlichen in Bezug auf den Sprachunterricht, so Bartek. Gerade in Zeiten des Wahlkampfs in Polen sei es besonders schade, zu sehen, dass eine multikulturelle Region einer ihrer größten Schätze beraubt werde und die Minderheit sich derzeit in der unfreiwilligen Rolle als Spielball zwischen den beiden Nationen Deutschland und Polen sehe, wobei sie wie bisher vielmehr als Brückenbauer zwischen diesen beiden aktiv sein möchte. „Eine Region, die bisher u.a. für die sprachliche und kulturelle Kompetenz ihrer Bewohner bekannt war, unsere regionale Identität, unser Schlesischsein, Deutschsein und Polnischsein sind etwas, das hier eine Art Kapital schafft, um das uns andere beneiden. Es kann uns nicht gleichgültig sein, was mit den Kindern geschieht. Nehmt dieses Kapital nicht von unseren Kindern weg! Sprachenlernen ist keine Politik!“, bekräftigt der VdG-Vorsitzende mit Nachdruck.

Text: Dominik Duda

Bilder: VdG (1, 2, 4), Twitter-Konto P. Czarnek (3)

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