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Datum
12.10.2023
Autor
Stiftung Verbundenheit

BdV-LV-Niedersachen: Tag der Heimat 2023 „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“

Collage

Begrüßung, musikalische Begleitung, Totengedenken, geistliches Wort

Die wichtigste Veranstaltung des BdV, der Tag der Heimat, war in diesem Jahr wieder sehr gut besucht und konnte nach den schwierigen Corona-Jahren ohne Auflagen im Stadtteilzentrum in Hannover-Ricklingen durchgeführt werden.
Heiko Schmelzle, Schatzmeister und einer der stellvertretenden Landesvorsitzenden des BdV Niedersachsen, begrüßte in Vertretung von Editha Westmann die Gäste. Frau Westmann war zwar anwesend, hatte jedoch aus gesundheitlichen Gründen die Moderation der Veranstaltung an ihren Stellvertreter abgegeben.
Musikalisch wurde der Tag der Heimat von Nicoleta Ion am Flügel gestaltet. Das geistliche Wort richtete Torsten-Wilhelm Wiegmann, Lagerpastor im GDL Friedland, an die Festgemeinschaft. Herr Wiegmann betonte, wie wichtig ein friedliches Miteinander sei und verwies auf die schrecklichen Erfahrungen der Vertriebenen am Ende des Zweiten Weltkrieges und das Leid derer, die sich heute auf der Flucht befinden oder vertrieben werden. Anschließend lud Pastor Wiegmann die
Gäste ein, das Lied „Gib Frieden Herr, gib Frieden“ gemeinsam zu singen, in dem es in der zweiten Strophe heißt: „Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.“
Peter Winkler, ebenfalls stellvertretender Landesvorsitzender des BdV-Nieders chsen, fand einfühlsame und mahnende Worte beim Gedenken an die Verstorbenen, die durch Krieg, Vertreibung und Flucht, im Zuge des Zweiten Weltkrieges ihr Leben verloren haben. Er erinnerte auch an die Opfer von Krieg und Gewalt weltweit, die bis heute zu beklagen sind und bekräftigte die Hoffnung auf ein baldiges Ende des grausamen Krieges in der Ukraine.

Gehaltvolle Grußworte wurden überbracht

Aus dem Niedersächsischen Landtag war Herr Vizepräsident Marcus Bosse nach Ricklingen gekommen und überbrachte herzliche Grüßen von Frau Landtagspräsidentin Hanna Naber. In seinem Grußwort erinnerte Herr Bosse unter anderem an den ehemaligen Landtagspräsidenten Horst Milde, der in diesem Jahr im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Herr Vizepräsident würdigte das enorme Engagement von Milde, der stets seiner alten Heimat Schlesien im Herzen treu geblieben war und in einer seiner Reden klarstellte, dass man den Schmerz der Vertriebenen durch den endgültigen Verlust der Heimat verstehen müsse und die Betroffenen nicht als ewig Gestrige oder gar als Revanchisten
abstempeln dürfe.
Der Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Spätaussiedler und Heimatvertriebene, Herr Deniz Kurku, überbrachte die Grüße der Niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens, die zeitgleich in Breslau an der Verleihung des Schlesierpreises teilnahm. Er dankte in seinem Grußwort allen, die sich im BdV für die berechtigten Belange der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler einsetzen: „Ich möchte dem BdV Niedersachsen und allen im Verband engagierten Menschen für ihr gesellschaftliches Engagement ganz besonderen Dank aussprechen. Wir haben dem BdV und den Landmannschaften vieles zu verdanken. Die Kultur- und Gedenkarbeit, die Sie leisten, ist wichtig und unersetzbar. Es gilt mehr denn je die schrecklichen Folgen von Flucht und Vertreibung begreifbar zu machen, die Erinnerung an Vertriebenenschicksale wachzuhalten und auch deren Leistungen zu würdigen.“ Deniz Kurku betonte, dass ihn in seiner Funktion als Landesbeauftragter gemeinsam mit dem BdV eine existenzielle Aufgabe verbinden würde: Junge Menschen müssten sich vermehrt mit dem Kapitel der Vertreibung deutscher Geschichte auseinandersetzen, aber auch mit den Themen Migration und Flucht im Allgemeinen. Sei es an Schulen, durch Begegnungen oder die wissenschaftliche Auseinandersetzung. Die inhaltliche Aufarbeitung müsse deutschlandweit ein wichtiger Teil unserer
Erinnerungskultur und unseres Geschichtsbewusstseins bleiben. Nur durch das Verständnis der Vergangenheit könne daraus für die Zukunft gelernt werden.
Ein weiteres Grußwort überbrachte in Vertretung des Oberbürgermeisters der Stadt Hannover, Belit Onay, Herr Bürgermeister Thomas Klapproth. Er betonte die Weltoffenheit der Landeshauptstadt, in der viele Kulturen aufeinanderträfen. Er betonte in seinem Grußwort, dass zu unser aller Geschichte auch die Geschichte der Vertriebenen gehören würde.
Zu den besonders treuen Besuchern des Tages der Heimat gehört der Ricklinger Bezirksbürgermeister Andreas Markurth, der in seinem Grußwort auf die Strukturen seines Stadtteils einging und einen Bogen von der Ansiedlung der Vertriebenen damals zu den unterschiedlichen Kulturkreisen, die heute in Ricklingen leben, spannte.
Aus Friedland war der Leiter des Grenzdurchgangslagers, Herr Klaus Siems, gekommen und überbrachte die Grüße des Leiters der Niedersächsischen Landesaufnahmebehörde Klaus Dierker. Herr Siems, der tagtäglich in Friedland mit dem angespannten Flüchtlingszustrom konfrontiert ist, hob hervor, dass es wichtig sei, Heimat nicht nur zu gestalten, sondern sie auch zu teilen. „Es gebietet die Menschlichkeit, den in Not zu uns kommenden Menschen eine Zuflucht, ja, vielleicht sogar eine neue Heimat bereitzustellen.“

Preisträger des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten gestalten Jugendbeitrag

Der Jugendbeitrag wurde in diesem Jahr von zwei Jugendlichen aus Braunschweig gestaltet. Merle Winckler und Florian Franke besuchen das Hoffmann-von-Fallersleben Gymnasium. Der Jugendbeitrag hat in diesem Jahr einen besonderen Hintergrund, denn er beruht auf dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, der alle zwei Jahre durch die Körber-Stiftung unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten ausgelobt wird. Das HvF-Gymnasium wurde in diesem Jahr im Fach Geschichte als beste Schule Niedersachsens ausgezeichnet. Neben drei weiteren Schülerinnen und Schülern, wurde Florian Frankes Beitrag prämiert. Er hat anhand von gut zwei Duzend Zeitzeugeninterviews analysiert, wie sich die Wohnsituation polnischer Spätaussiedler in Braunschweig veränderte. Er beschrieb in seinem Vortrag das Ankommen der Spätaussiedler bei uns als „positiven Kulturschock“ und bescheinigte den Spätaussiedlern eine gewisse Kreativität, um sich rasch in die neuen Lebensverhältnisse einzugewöhnen. Gute Wohnverhältnisse gäben Sicherheit und Stabilität und trügen
erheblich zu einer gelingenden Integration bei.
Ein zusätzlicher Förderpreis des großen Braunschweiger Landeshistorikers Prof. Dr. Gerd Biegel ging an Merle Winckler, die die veränderten Wohnverhältnisse schlesischer Heimatvertriebener untersucht hat und dabei auch auf die Unterstützung des BdV zurückgegriffen hat. Merle hat zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen durchgeführt. Dabei hat sie die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen ihr weit über das Thema „Wohnen“ hinaus über ihre persönlichen Vertreibungsschicksale berichtet haben. Merle war zum Zeitpunkt der Ausarbeitung ihrer Arbeit erst 14 Jahre alt, was noch einmal besonders hervorgehoben werden muss. Beide haben ihre Interviews mit wissenschaftlicher Literatur verglichen,
um fundierte Ergebnisse zu erhalten. Der BdV Niedersachsen hat Merle und Florian mit jeweils 100 Euro ausgezeichnet und ihnen zu Ihren hervorragenden Arbeiten gratuliert. Begleitet wurden beide von ihren Familien und von ihrem Lehrer Dr. Christian Mühling, ohne den das Ganze sicher nicht möglich gewesen wäre.

Der Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit Hartmut Koschyk bei der Ansprache zum Tag der Heimat

Die Ansprache zum Tag der Heimat wurde von Hartmut Koschyk gehalten

Hartmut Koschyk war als junger Mann Referent des ehemaligen niedersächsischen Bundestagsabgeordneten Helmut Sauer. Aus dieser Zeit verbindet ihn eine lange Freundschaft mit dem Landesvorsitzenden der LM Schlesien aus Salzgitter. Herr Koschyk, der später selbst als
Bundestagsabgeordneter der CSU im Parlament saß, kann eine beeindruckende politische Karriere vorweisen, unter anderem als parl. Staatssekretär. Von 2014 bis 2017 war Helmut Koschyk Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Er hat ein hochinteressantes Buch mit dem Titel „Heimat – Identität – Glaube. Vertriebene – Aussiedler – Minderheiten im Spannungsfeld von Zeitgeschichte und Politik“ geschrieben, welches eine Pflichtlektüre für jeden sein sollte, der sich mit dem Schicksal der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler befasst. Helmut Koschyk machte in seiner Ansprache deutlich, wie wichtig und aktuell die Charta der
Heimatvertriebenen gerade heute sei. Dazu führte er aus, dass der Historiker Golo Mann die im Jahr 1950 verabschiedete Charta der deutschen Heimatvertriebenen als „von reinstem Humanismus zeugendes Dokument bitter gepeinigter Menschen“ bezeichnet hat. 

„Der „Tag der Heimat“ ist auch ein „Tag der Solidarität“ mit den deutschen Minderheiten in ihrer angestammten Heimat in Mittel- und Osteuropa sowie den GUS-Staaten, denen durch Kommunismus und Nationalismus lange Zeit die Heimat zur Fremde gemacht wurde und die auch heute wie gegenwärtig in Polen durch nationalistische Anfeindungen und Diskriminierung bedroht werden. Unsere besondere Fürsorge gilt angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine der deutschen Minderheit dort, die sich außerordentlich für die ukrainischen Binnenkriegsflüchtlinge engagiert und ihre deutsche Kultur- und Spracharbeit in bewundernswerter Weise trotz der grausamen Kriegsbedrohung fortsetzt!“ so Helmut Koschyk. Des Weiteren führte Herr Koschyk aus, dass die andauernden kriegerischen und terroristischen Konflikte, weltweit aber auch in Europa, für Bestürzung und Fassungslosigkeit sorgen würden, wie jüngst die im Schatten des Ukraine-Krieges stattgefundenen Vertreibung von 100.000 Armeniern aus Bergkarabach.

Eine Reihe weiterer Ehrengäste konnten begrüßt werden

Aus dem Deutschen Bundestag war der Braunschweiger Abgeordnete Carsten Müller, Mitglied der CDU-Fraktion, erstmals beim Tag der Heimat anwesend und zeigte sich beeindruckt von den hervorragenden Beiträgen und dem festlichen Ambiente.
Ein schriftliches Grußwort hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Niedersächsischen Landtag, Herr Grant Hendrik Tonne, bereits vor der Veranstaltung an die BdV-Geschäftsstelle geschickt. Das Grußwort wird auf der Homepage des Verbandes veröffentlicht und wurde ausgedruckt auf den Plätzen der Gäste ausgelegt. Herr Tonne ließ es sich zur Freude des BdV-Vorstandes nicht nehmen,
auch persönlich zum Tag der Heimat zu kommen.
Erfreulich war auch die zahlreiche Teilnahme der Vertreter der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung in der CDU, kurz OMV, die mit Frau Kety Langrehr, Herrn Kurt Müller, Herrn Sigmar Harzmann und dem CDU-Landtagsabgeordneter Oliver Schatta vertreten waren. Anwesend war auch Herr Pfarrer Christoph Lindner aus Garbsen, Diözesanseelsorger für Vertriebene und Aussiedler.

Herward Gloeden wurde für seine Verdienste geehrt

Über eine besondere Überraschung konnte sich Herward Gloeden aus Sibbesse (Landkreis Hildesheim) freuen. Der Landesvorstand ehrte ihn für sein besonderes Engagement in den BdV-Kreisverbänden Hildesheim und Alfeld und für seine große Hilfsbereitschaft im BdV-Landesverband mit Leckerbissen aus dem herbstlichen Garten, liebevoll arrangiert in einer hübschen Holzkiste. Zudem begleitet Herr
Gloeden die Veranstaltungen und verständigungspolitischen Reisen des Verbandes zuverlässig mit seinem Fotoapparat. Der Landesverband kann sich glücklich schätzen, bei Bedarf auf das riesige Fotoarchiv von Herrn Gloeden zurückgreifen zu können.
In seinen Dankesworten sagte Herr Gloeden, sichtlich gerührt, dass sein Verdienst nicht ohne das große Engagement vieler treuer Weggefährten vor Ort möglich wäre. 
In Abwesenheit wurde das langjährige Vorstandsmitglied Klaus Wiegmann aus Gifhorn für seine großen Verdienste im BdV geehrt. Wiegmann hat im Frühjahr aus Altersgründen nicht erneut für den Vorstand kandidiert. Für ihn ist Heiko Schmelzle in den Vorstand gewählt worden.

Veranstaltung wurde aufgezeichnet

Die Veranstaltung wurde auch in diesem Jahr wieder für alle aufgezeichnet, die insbesondere aus Alters- oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich am Tag der Heimat teilnehmen können. Sie kann über die Homepage des BdV-Landesverbandes auf YouTube angesehen werden.

Eine gelungene Veranstaltung klang mit dem gemeinsamen Essen aus

Am Ende der Veranstaltung dankte Heiko Schmelzle allen Akteurinnen und Akteuren vor und hinter den Kulissen, sowie dem Landesgeschäftsführer Michael Gediga für die hervorragende Vorbereitung.Ein herzlicher Dank geht auch an Heiko Schmelzle, der die Moderation der Veranstaltung hervorragend gemeistert hat.

Nach der Nationalhymne fand das gemeinsame Mittagessen satt, bei dem traditionell ein reger Gedankenaustausch zwischen den Gästen stattfindet.
Die Gäste und der Landesvorstand waren sich einig, dass alle Beiträge zum Tag der Heimat 2023 würdevoll, angemessen und beeindruckend waren.

Text: BdV-LV-Niedersachsen

Bilder: BdV-LV-NIedersachen, Hartmut Koschyk

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