Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) führt die Stiftung Verbundenheit die Online-Veranstaltungsreihe "Deutsche Minderheiten stellen sich vor" durch. Das Thema der neusten Ausgabe lautete "Die deutschsprachige Minderheit in Slowenien – Aktuelle Situation und Herausforderungen als nicht anerkannte Minderheit in Slowenien".
Die Angehörigen der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien sind seit Jahrhunderten auf dem Gebiet des heutigen Slowenien ansässig. Aufgrund der langfristigen und ununterbrochenen Besiedelung sind sie als autochthon zu bezeichnen. Als Folge der über 800-jährigen Herrschaft der Habsburger sind die kulturellen und sprachlichen Einflüsse in mehreren Regionen des heutigen Sloweniens bis heute deutlich zu erkennen. Die historischen Wurzeln der heutigen deutschsprachigen Minderheit sind durchaus vielfältig.
In seinem Grußwort betonte der Stiftungsratsvorsitzende Hartmut Koschyk, dass die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Auslandes nicht hinnehmen wolle, dass es mit Slowenien ein Mitgliedsland der Europäischen Union gäbe, das der deutschsprachigen Volksgruppe bis heute die volle Anerkennung als nationale autochtone Minderheit verweigert, obwohl Slowenien entsprechende Verpflichtungen durch den EU-Beitritt und die Ratifizierung des Rahmenübereinkommens für nationale Minderheiten und der europäischen Sprachen-Charta des Europarats dazu verpflichtet ist. Trotz der Einwände vom Ministerkomitee des Europarats werde nicht gehandelt und deshalb wolle die Stiftung Verbundenheit keine Gelegenheit auslassen, um auf die Lebenssituation der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien hinzuweisen, so Koschyk weiter.
Auch Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der FUEN, verwies darauf, dass das Thema der Nichtanerkennung der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien die AGDM bereits seit ihrer Gründung beschäftigt. Trotz vieler Interventionen und Initiativen hat sich die Lage der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien nicht geändert. Daher dankte Gaida der Stiftung Verbundenheit für die Publikation „Zur Sache“ und für die Durchführung dieser Online-Veranstaltung.
Jan Schaller, Obmann des Bundes der Kulturvereine der Gottscheer und der Steirer in Slowenien, sprach zu Beginn über die Entstehungsgeschichte der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien. Erste deutschsprachige Siedlerließen sich bereits im 10. Jahrhundert innerhalb der heutigen Grenzen Sloweniens nieder. Im Laufe des europäischen Mittelalters migrierten nach und nach Menschen aus Kärnten, der Steiermark, Tirol sowie dem heutigen Süddeutschland in die Gebiete Krain und Untersteiermark. Während das Deutsche als Sprache nur geographisch beschränkt in Regionen wie dem Abstaller Feld oder der Gottschee von der ländlichen Bevölkerung gesprochen wurde, entwickelte es sich in der frühen Neuzeit in Städten wie Marburg an der Drau, Pettau, Laibach oder Cillizu einer urbanen Lingua franca.
Heute werden die Interessen der deutschsprachigen Minderheit vom Dachverband der Kulturvereine der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien mit ihrer Präsidentin Urška Kop vertreten. Unter dem Dachverband gibt es in Slowenien neun Kulturvereine mehr als 1.500 Mitgliedern. Die Vereine habe unterschiedliche Schwerpunkte. Sie organisieren Lesungen, Ausstellungen, Tanzaufführungen, Sprachkurse und Kindercamps und geben zudem Zeitschriften und Bücher über die Volksgruppe und ihre Geschichte heraus. Seit 20 Jahren kämpft der Verband für die Rechte der deutschsprachigen Volksgruppe, doch leider hat sich in dieser Zeit nicht viel geändert. Während andere Minderheiten in Slowenien inzwischen anerkannt wurden, hat sich die Situation für die deutschsprachige Minderheit eher verschlechtert, in dem sie von der slowenischen Politikignoriert werden.
Davon lassen sich die Vereine nicht entmutigen, sondern führen zahlreiche verschiedenen Veranstaltungen durch, wie z.B. der Kulturverein deutschsprachiger Frauen „Brücken“, der als eine Initiative von in Marburg und Umgebung lebenden deutschsprachigen Einwohnern Sloweniens im Jahre 2000gegründet wurde. Der Verein, der von Veronika Haring geleitet wird, bietet im Rahmen seiner Tätigkeit Deutschkurse für Erwachsene und Kinder, Weiterbildungen wie Mal- und Computerkurse für Erwachsene, Literaturabende, Konzerte und Publikationen wie z.B. einen jährlich erscheinenden zweisprachigen Sammelband mit literarischen Beiträgen der deutschen Minderheit an. Unterstützung erhält der Verein wie aber auch der Dachverband aus Österreich.
Norbert Kapeller, Präsident des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ), kennt die Situation der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien sehr gut und unterstützt diese seitvielen Jahren. So ist es dem damaligen Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel zu verdanken, das mithilfe des seit 2001 zwischen Österreich und Slowenien bestehenden Kulturabkommens die deutschsprachige Minderheit in Slowenien zunächst projektbezogen finanziell unterstützt werden konnte. Seit 2018 gewährt Österreich zusätzlich eine Basisförderung für alle Verbände in Slowenien von bis zu 100.000 EUR pro Jahr. Auch Österreich bemüht sich seit langem bisher auch erfolglos um die Anerkennung als Minderheit in Slowenien.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich der Stiftungsratsvorsitzende Hartmut Koschyk bei Geschäftsführer Sebastian Machnitzke für die Moderation der Veranstaltung und bei allen weiteren Beteiligten für die Vorbereitung und Durchführung der Online-Veranstaltung.
Die gesamte Veranstaltung finden Sie auf unserem Youtube-Kanal:
Die Publikation „#ZurSache – Die Nicht-Anerkennung der deutschsprachigen Minderheit in Slowenien können Sie hier nachlesen:
Weitere Informationen zur deutschsprachigen Minderheit finden Sie auf ihrer Homepage: