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Datum
7.5.2019
Autor
Stiftung Verbundenheit

Bevölkerungsgruppen deutschsprachigen Ursprungs als Partner in der Auswärtigen Kultur‐ und Bildungspolitik Deutschlands Pilotprojekt Argentinien

Bevölkerungsgruppen deutschsprachigen Ursprungs als Partner in der Auswärtigen Kultur‐ und Bildungspolitik Deutschlands Pilotprojekt Argentinien

07.05.2019

1) Projektbeschreibung

Dieses Projekt zielt darauf ab, die Selbstorganisation der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen in Argentinien zu stärken und ihr Potenzial als Kooperationspartner für die Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands weiter zu entwickeln. Schon heute engagieren sich viele Mitglieder der deutschsprachigen Gemeinschaft in zahlreichen Vereinen in den Bereichen der deutschen Sprach- und Kulturförderung. Die weitreichende Vereinslandschaft und die unterschiedlichen Vereinsaktivitäten bieten viele Ansatzpunkte für eine ergiebige Zusammenarbeit mit den Mittlerorganisationen der AKBP.

Allerdings besteht derzeitig zu den deutschen Institutionen vor Ort (Goethe-Institut, Institut für Auslandsbeziehungen, DAAD, Botschaft, etc.) ein sehr eingeschränkter Kontakt. Vorhandene Kooperationsmöglichkeiten werden mithin nicht genutzt. Dies ist auf zwei Hauptgründe zurückzuführen. Zum einen fehlt es den Vereinen deutschsprachigen Ursprungs momentan an institutionellen Kapazitäten um eine seriöse Partnerrolle für die Mittlerorganisationen einzunehmen. Zum anderen erlauben die vorhandenen Strukturen der Mittlerorganisationen vor Ort keine zusätzlichen Aktivitäten, um den Kontakt zu den geografisch verstreuten Vereinen aufzubauen oder diese in ihrer institutionellen Entwicklung zu fördern.

Perspektivisch könnte jedoch eine Kooperation mit den gesellschaftlich gut vernetzten Vereinen die Reichweite der Mittlerorganisationen vergrößern. Diese sind in der Regel in den größten Städten des Landes ansässig. In Argentinien ist beispielsweise das Goethe-Institut in Buenos Aires und Córdoba vertreten. Über ein dezentrales Netz an Kulturgesellschaften versucht das Goethe-Institut schon heute, die Bevölkerung in anderen Teilen des Landes zu erreichen. Vereine deutschsprachigen Ursprungs könnten an dieses Netz angegliedert werden und als „informelle“ Einheiten direkt mit den Kulturgesellschaften kooperieren. Dies scheitert gegenwärtig an den schwachen Organisationsstrukturen der Vereine, die es mit dem Förderprojekt zu stärken gilt. Ihre gesellschaftliche Verankerung kann zusätzlich dazu beitragen, die Sprach- und Kulturangebote der Mittlerorganisationen und Kulturgesellschaften einem breiteren Publikum nahezubringen.

Andersherum könnte für die Vereine eine Zusammenarbeit mit den Mittlerorganisationen zukunftssichernd sein. Heutzutage befinden sich viele Vereine in einer Identitätskrise. Aufgrund der natürlichen Assimilierungstendenzen unter den Vereinsmitgliedern erfüllen die Vereine immer weniger ihre einstige Funktion als soziale Rückzugsorte für deutschsprachige Auswanderer. Deshalb verlieren Tradition und Brauchtum zunehmend an Integrationskraft, besonders bei den jüngeren Generationen. Gleichzeitig verhindern die oftmals eingeschränkten Kenntnisse über das zeitgenössische Deutschland, die Beziehungen zum einstigen Heimatland neu aufzubauen. Vor diesem Hintergrund könnte die Kooperation mit den Mittlerorganisationen ein neues Rollenverständnis bei den Vereinen fördern: von Bewahrern von Tradition und Brauchtum hin zu tatsächlichen Kulturvermittlern.

Um das beschriebene Synergiepotential mittelfristig voll auszuschöpfen, bedarf es einer systematischen Organisationsentwicklung der Vereine deutschsprachigen Ursprungs und ihres Dachverbandes F.A.A.G. (Federación de Asociaciones Argentino Germanas). Der Projektträger „Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ besitzt dafür das erforderliche Netzwerk vor Ort sowie die nötige Sachkenntnis. Kontakte zum Dachverband F.A.A.G. bestehen seit dem Argentinien-Besuch des Stiftungsratsvorsitzenden, Herrn Hartmut Koschyk, im November 2014. Im Laufe der Jahre hat sich ein konstruktiver Austausch entwickelt, der in einem ersten, u.a. vom Auswärtigen Amte unterstützten Förderprojekt, mündete: auf Bitte der deutsch-argentinischen Gemeinschaft entsandte die „Stiftung Verbundenheit“ im Januar 2018 den Politikwissenschaftler Dr. Marco Just Quiles, um die Situation der ca. 200 Vereine deutschsprachigen Ursprungs in Argentinien zu evaluieren. Auf Grundlage der daraus entstandenen Studie/Handlungsempfehlungen entwickelte die „Stiftung Verbundenheit“ in Absprache mit dem Dachverband F.A.A.G. das vorliegende Förderprojekt. Unterstützt wird das Vorhaben zudem von der Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Argentinischen Parlamentes und der argentinisch-deutschen Parlamentariergruppe, Frau Cornelia Schmidt-Liermann, sowie von Frau Prof. Dr. Braig des Lateinamerika-Institutes der Freien Universität Berlin.

Das Förderprojekt umfasst vier konkrete Ziele:
1) Stärkung der Organisationsstrukturen der Vereine deutschsprachigen Ursprungs
2) Aufbau einer Jugendstruktur der Gemeinschaft deutschsprachigen Ursprungs
3) Förderung der Spracharbeit in den Vereine deutschsprachigen Ursprungs
4) Förderung der Medienkompetenzen der Vereine deutschsprachigen Ursprungs

Für die Durchführung der entsprechenden Maßnahmen plant die „Stiftung Verbundenheit“ die Anstellung eines Projektleiters in Vollzeit sowie, idealerweise, einer Projektassistenz vor Ort (Buenos Aires) in Teilzeit. Die Projektleitung wird von Berlin aus operieren und drei geplante Besuche von jeweils ca. 1 Monat in Argentinien absolvieren. In Argentinien fungiert der Dachverband F.A.A.G. als Projektpartner der „Stiftung Verbundenheit“.

Alle Projektergebnisse werden am Ende des Jahres in einem Abschlussbericht vorgestellt und evaluiert. Wir weisen darauf hin, dass das geplante Förderprojekt in Argentinien einen Pilotcharakter besitzt. Längerfristig besteht das Ziel, weitere deutschsprachiger Bevölkerungsgruppen in Südamerika in das Projekt aufzunehmen. Die „Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ hat aufgrund ihrer Erfahrung in der Förderung deutschsprachiger Minderheiten ein tiefgreifendes Wissen in der Konzipierung von länderübergreifenden Initiativen.

Grundsätzlich behandelt das Pilotprojekt ein relativ unbearbeitetes Politikfeld, da es sich bei den Bevölkerungsgruppen deutschsprachigen Ursprungs nicht um die anerkannten deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa sowie den GUS-Staaten handelt. Im Unterschied zu letzteren haben diese Bevölkerungsgruppen keinerlei Zugriffe auf existierende Förderprogramme für deutsche Minderheiten. Es gibt derzeitig kein ausgearbeitetes Konzept des deutschen Staates, wie man das starke Verbundenheitsgefühl dieser deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen sowie das sich daraus ergebende brückenbildende Netzwerkpotential im gegenseitigen Interesse nutzen könnte. Deswegen verspricht das Pilotprojekt auch richtungsweisende Einblicke, wie man die schätzungsweise 7-15 Mio. Menschen mit deutschem Ursprung in den Amerikas, Afrika, Asien und Australien längerfristig in die Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands einbinden könnte.

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