Als festlicher Höhepunkt der „Tage der Verbundenheit“, welcher die deutschsprachigen Gemeinschaften und deutschen Minderheiten aus aller Welt für einen Austausch und die Vernetzung untereinander in Bayreuth zusammenkamen ließ, fand die Kulturpreisverleihung in der Kulturbühne „Reichshof“ statt. Die unter dem Titel „Deutschsprachige Gemeinschaften und deutsche Minderheiten in aller Welt“ stehende Gala wurde in Kooperation mit der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) durchgeführt. Es war eine bemerkenswerte Gelegenheit, Vertreter der deutschen Communities aus Europa und Südamerika zusammenzubringen.
Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk bei der Begrüßung der Gäste
Als Ehrengäste der Kulturgala, bei der die Journalistin und Bloggerin Ira Peter als Moderatorin durch den Abend führte, konnte die Stiftung Verbundenheit die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik MdB (SPD) und die Bayerische Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, Melanie Huml MdL (CSU) sowie aus Bayreuth den Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU), Landtagsabgeordneten Tim Pargent (Bündnis 90 / Die Grünen) und Altlandrat Herman Hübner begrüßen. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung vom Orchester des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland unter der Leitung von Ewald Oster.
Natalie Pawlik MdB, Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.
Natalie Pawlik betonte in ihrem Grußwort die Wichtigkeit einer solchen Veranstaltung wie die der „Tage der Verbundenheit“, um Akzeptanz und Sichtbarkeit für die Anliegen der deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften zu schaffen. Es gäbe viel Unwissen und auch Vorurteile gegenüber deutschen Minderheiten und Aussiedlern, sodass es eine sehr bedeutende Aufgabe ist, Wissen darüber zu vermitteln. Pawlik ergänzte, dass es ihr besonders wichtig sei, zu sehen, dass aus Tradition Zukunftsfähigkeit wird und es den Menschen wichtig sei, ihre oft mehrfachen Identitäten im freien Europa zu gestalten.
Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales.
Melanie Huml würdigte die Chance, mit den weltweit aktiven deutschen Minderheiten und Gemeinschaften in Bayreuth zusammen zu kommen und motivierte die Anwesenden, immer das Verbindende und nicht das Trennende zu suchen, da sowohl die Heimatvertriebenen in Deutschland eine neue Heimat gefunden hätten als auch die Heimatverbliebenen in ihren Ländern eine neue Heimat aufgebaut und geprägt hätten. Die Stiftung Verbundenheit trage eben diese Verbundenheit nicht nur im Namen, sondern lebe diese und messe ihr durch ihre Arbeit eine große Bedeutung zu. (Lesen Sie hier das Grußwort)
Thomas Ebersberger, Bayreuther Oberbürgermeister
Oberbürgermeister Ebersberger bekräftigte den Aspekt der Identität und der Identifizierung mit Werten, wenn es um die Frage des Deutsch-Seins geht. Bayreuth als Stadt der neuen Heimat für über 15.000 Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg sei bis heute eine weltoffene und tolerante Stadt und somit eine gute Wahl als Gastgeberort für die Tage der Verbundenheit.
Ira Peter, Journalistin und Bloggerin, führte durch den Abend
Landtagsabgeordneter Tim Pargent (Bündnis 90 / Die Grünen), rechts neben Thomas Ebersberger
Die Gäste der Gesprächsrunde: Bernard Gaida, Sprecher der AGDM in der FUEN, Prof. Dr. Renate Ludanyi, Präsidentin der German Language School Conference, Reinfried Vogler, Ehrenpräsident der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und
German Lehrke, Präsident der Föderation der Deutsch-Argentinischen Vereinigungen (FAAG).
In der von Ira Peter moderierten Gesprächsrunde wurde dem Publikum ein Eindruck über die Tätigkeit der deutschsprachigen Gemeinschaften und deutschen Minderheiten in ihre Rolle als Brückenbauer in der Welt vermittelt. Reinfried Vogler, Ehrenpräsident der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, mahnte eine sachliche Auseinandersetzung mit der Vertriebenen- und Minderheitenthematik an. In die Vergangenheit zu schauen, um die Wurzeln zu leben und darauf folgend Begegnungen möglich zu machen, sehe er dahingehend als wichtige Schritte an. Bernard Gaida (Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in der (FUEN) betonte, dass sowohl die Heimatvertriebenen geografisch als auch die Heimatverbliebenen in Bezug auf Sprache und Kultur einen großen Teil ihrer Heimat verloren haben und heute die Zeit sei, dies anzuerkennen. Prof. Dr. Renate Ludanyi, Präsidentin der German Language School Conference und German Lehrke, Präsident der Föderation der Deutsch-Argentinischen Vereinigungen (FAAG), waren sich einig, dass die Staaten Mittel- und Südamerikas keine Länder mit deutschen Minderheiten, sondern mit deutschen Auswanderern seien und sowohl die Sprache als auch das Zugehörigkeitsgefühl zur deutschstämmigen Volksgruppe mit jeder Generation mehr verloren gehen.
Preisträgerin Swetlana Zech (3.v.re), Leiterin des Volkstanztheater „Deutsche Quelle“ aus Kiew, mit Hartmut Koschyk, Natalie Pawlik, Melanie Huml, Wolodymyr Leysle, Vorsitzender des Rates der Deutschen in der Ukraine (RDU), Ira Peter und dem Geschäftsführer der Stiftung Verbundenheit, Sebastian Machnitzke
Preisträgerin Julia Tayps, stellvetretend für die "Deutsche Jugend in Transkarpatien"
Die Preisträger des Jungen Netzwerkes, entgegengenommen von Malena Rodriguez
Die Preisträger Valeria Pascuttini (Deutscher Club Rosario) und Germán Lehrke (FAAG). Rechts außen Dr. Marco Just Quiles, Projektleiter für Lateinamerika und stellv. Geschäftsführer der Stiftung Verbundenheit.
Als Preisträger wurden während der Gala vier besondere Initiativen aus den Reihen der deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften ausgezeichnet. Die Volkstanztheater „Deutsche Quelle“ aus Kiew unter der Leitung von Swetlana Zech erhielt ihren Kulturförderpreis für die erfolgreiche ethnokulturelle Arbeit im Feld der Verständigung zwischen Deutschland und der Ukraine sowie der Mehrheitsgesellschaft und der Minderheit in der Ukraine. Das Theaterprojekt „Schönborn in Transkarpatien“ der Deutschen Jugend in Transkarpatien/Ukraine von und mit Julia Tayps wurde ausgezeichnet, da das Projekt die regionalen Beziehungen zwischen Franken und Transkarpatien betont und diese gemeinsame Geschichte an die junge Generation in deutscher und ukrainischer Sprache weitergibt. Des Weiteren erhielt einerseits das Projekt „Woche gegen Rassismus und Antisemitismus“ mit der Ausstellung „Stolpersteine“, welches gemeinsam vom Deutschen Club in Rosario (Argentinien) und der FAAG durchgeführt wurde, zur Gedenkkultur und zum Kampf gegen Antisemitismus in Argentinien. Moderne Kleinprojekte des Jungen Netzwerks, die auf Basis von Social Media funktionieren und das Erlernen der deutschen Sprache ohne Barrieren ermöglichen, erhielten den vierten Kulturförderpreis. (Lesen Sie hier die Laudationes von Melanie Huml)
Der Stiftungsratsvorsitzende Hartmut Koschyk bedankte sich bei den Partnerorganisationen, mit denen die Stiftung Verbundenheit den Kulturgalaabend der Kulturgala mit Preisverleihung in Bayreuth organisieren konnte und betonte die Kooperation im wichtigen Feld der Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen. Die Anwesenheit der politischen Repräsentanten von Bundes-, Landes- und Kommunalebene im Rahmen der angebotenen Veranstaltungen zeige die Wichtigkeit des Themas der Verbundenheit zwischen den einzelnen deutschen Minderheitengruppen und Gemeinschaften sowie den Institutionen in Deutschland.
Melanie Huml mit den Stiftungsmitarbeitern Aleksandra Litschagin und Dominik Duda
Natalie Pawlik mit den Stiftungsmitarbeitern Dominik Duda und Aleksandra Litschagin
Lesen Sie hier die Berichtserstattung des Nordbayerischen Kuriers vom 30.06.2023
Einige filmische Impressionen der ausgezeichneten Leistungen: