Auch wenn es viele verschiedene Merkmale gibt, die die deutschen Minderheiten und deutschsprachigen Gemeinschaften weltweit charakterisieren, so gibt es eine Eigenschaft, die alle miteinander verbindet: die deutsche Sprache.
Eine von der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland veranstaltete Online-Diskussion zum Thema „Deutsche Sprache – Von Minderheitensprache zur Weltsprache“ fand großen Aklang.
Moderiert von Dr. Marco Just Quiles, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Stiftung Verbundenheit und Projektleiter für Lateinamerika, ging es in der Diskussion um die Rolle der deutschen Sprache – ganz gleich auf welchem Niveau sie gesprochen wird – in Bezug auf die Verständigung der Menschen untereinander. Als Expertinnen waren Prof. Renate von Ludanyi, Präsidentin der German Language School Conference in den USA, Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer, Präsidentin der internationalen Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik und Dr. Olga Martens, Germanistin und Leiterin des neu gegründeten Fachbeirats „Deutsche Sprache" der Stiftung Verbundenheit, zugeschaltet.
Gerade in Hinblick auf den Fachkräftemangel in Deutschland und der zunehmenden globalen Herausforderungen ist es wichtig, in die Förderung der deutschen Sprache international zu investieren, so der einhellige Tenor. Allerdings müsse die Sprachförderung unterschiedlich konzipiert sein, da es Unterschiede in der Didaktik in den verschiedenen Ländern und auf den verschiedenen Ebenen des Bildungssystems gäbe, wie man in der Diskussion erfahren konnte.
Deutsch als Herkunfts- oder Fremdsprache
Die deutsche Sprache ist sowohl bei den Deutschen im Ausland als auch bei den Personen, die die Sprache aus wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen lernen, ein wichtiger Teil ihres Lebens. Prof. von Ludanyi betonte, dass selbstverständlich Unterschied ein der Aufnahme und Nutzung der Sprache bestünden. „Es kommt immer darauf an, ob Deutsch die Herkunftssprache oder die Fremdsprache ist“, so Prof. von Ludanyi. „Insgesamt kann die deutsche Sprache so oder so als Vehikel für die Vermittlung von Wertevorstellungen genutzt werden“, erläutert Prof. von Ludanyi weiter.
Deutsch als Mittel zum Zweck
Zugeschaltet aus Togo berichtete Prof. Dr. Schiewer, dass die Zahl der Germanistikstudenten im afrikanischen Land derzeit sehr hoch sei. „Bis zu 1000 junge Menschen in Togo studieren Germanistik, was zahlenmäßig womöglich weit höher ist als in Deutschland. Deutschland und Deutsch als Sprache werden in Togo sehr positiv aufgenommen. Zahlreiche Projekte, die vom Bundesministerium für internationale Zusammenarbeit (BMZ) finanziert werden, unterstützen in Togo die Lehre der Sprache. Vorrangig gehe es aber um die Stärkung demokratischer Strukturen und die Entwicklung von fakultätsübergreifenden Lehreinheiten mithilfe der deutschen Sprache, erklärte Prof. Dr. Schiewer.
Deutsch mit Motivation und mit anderen lernen
Dr. Olga Martens betonte die Wichtigkeit des Umfelds, in dem die deutsche Sprache gelehrt, gelernt und genutzt wird. Man müsse sich im Ausland der Aufgabe des Deutschlernens mit Leidenschaft hingeben und intensive Anknüpfungspunkte in Vereinen, Institutionen und Gemeinschaften vor Ort ermöglichen, damit Menschen im Namen der Sprache zusammenkämen, so die Verantwortliche des neu gegründeten Beirats „Deutsche Sprache“ der Stiftung Verbundenheit.
Der Stiftungsratsvorsitzende Hartmut Koschyk betonte in seinem Schlusswort, dass die deutsche Sprache als das entscheidende Merkmal von Identität und kultureller Verbindungen gelte. „Welchen Beitrag kann Deutschland für Frieden, demokratische Werte, soziale Gerechtigkeit in einer immer unruhigeren und unübersichtlichen Welt leisten? Welche Rolle spielt die deutsche Sprache dabei? Wir wollen die weltweiten Zivilgesellschaften stärken und dazu gehören auch deutsche Minderheiten, deutschsprachige Gemeinschaften und Menschen auch ohne deutschen Abstammungsbezug, die sich der deutschen Sprache, als Sprache der Wertschätzung und Chance zuwenden“, so Hartmut Koschyk.
Die Aufnahme der Online-Diskussion ist ab sofort auf dem Youtube-Kanal der Stiftung Verbundenheit zu sehen.
Bildunterschrift: Prof. Renate von Ludanyi, Hartmut Koschyk und Dr. Marco Just Quiles (oben links), Dr. Olga Martens (oben rechts) und Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer (unten mittig) diskutierten miteinander über die deutsche Sprache.