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Datum
4.8.2023
Autor
Stiftung Verbundenheit

#verbunden_mit Sebastian Arion

Sebastian Arion ist der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien (ADJ), die Jugend-Dachorganisation der Deutschen Minderheit in Rumänien. Das Büro, in welchem die Jugendarbeit koordiniert wird, befindet sich in Hermannstadt (Sibiu). Neben den Regionalforen der DMi im Altreich, dem Banat, dem Buchenland, Nordsiebenbürgen und Siebenbürgen ist die ADJ fester Bestandteil in der Struktur des DFDR, des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien.

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Herr Arion, Jugendarbeit in den deutschen Minderheiten bedeutet immer viel Engagement. Wie viele Mitglieder sind in der ADJ und all den Jugendgruppen der Deutschen Minderheit in Rumänien aktiv?

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen hat eigentlich nur Mitgliedsvereine, Regionalvereine, die eigentlich auch Lokalvereine als Mitgliedsorganisationen haben. Insgesamt haben wir ca. 1500-2000 aktive Mitglieder in den jeweiligen Lokaljugendvereinen der Deutschen Minderheit in Rumänien.

Um das Niveau und die Qualität der Jugendarbeit zu erhalten bzw. sogar auszubauen, sind dauerhafte Weiterbildung und Qualifizierung der Aktiven sowie Gewinnung von neuen Mitgliedern sehr wichtig. Wie wird beides in Rumänien gemacht?

Damit wir das Niveau und die Qualität der Jugendarbeit erhalten, sind wir immer auf der Suche nach engagierten Jugendlichen, die aktiv bei der Weiterbildung der Gruppe mithelfen. Durch die Vernetzung der Jugendlichen gewinnen wir immer wieder neue Mitglieder, die miteinbezogen werden. In jeder Region wird das eigentlich unterschiedlich gemacht. In Siebenbürgen wird die Werbung von den Mitgliedern direkt in der Schule gemacht. So kann man sicher sein, dass das Niveau nicht sinkt und dass die Jugendlichen von den Freunden in den Verein gebracht werden. Damit die Projekte auf einem hohen Niveau bleiben, bleiben wir immer in Kontakt zu den anderen Jugendvereinen der DMi in Europa und in den GUS-Staaten. Durch Ideenaustausche bleibt man immer aktuell.

Welche Hauptthemen sprechen Sie derzeit mit dem Angebot an Projekten und Veranstaltungen bei den Kindern und Jugendliche an? Welche Projekte sind die größten und wichtigsten Projekte im Bereich der Jugendarbeit in diesem Jahr 2023?

Die Hauptthemen, die ständig im Angebot sind, wären die Förderung der deutschen Sprache und Traditionen, aber auch die Vernetzung mit der DMi aus Rumänien und aus dem Ausland. Im Jahr 2023 wären zwei große Projekte, die wir durchführen werden. Das größere wäre das ADJ-Tanzgruppentreffen, wo sich ca. 200 Tänzer der DMi in Temeswar treffen werden und zusammen moderne Tänze lernen werden. Außerdem werden auf der Bühne auch zwei traditionelle Tänze vorgestellt. Die Jugendgruppen werden die Sachsen, Schwaben, Berglanddeutschen und Zipser auf der Bühne vertreten. Außerdem wird dieses Jahr zusammen mit dem Goethe-Institut und mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) das Internationale Sommercamp in Schomlenberg organisiert. Da kann man die Deutsche Minderheit als Brückenbauer an der Arbeit sehen. 70 Teilnehmer aus zehn Ländern, wo die DMi aktiv ist, werden für neun Tage Themen vorbereiten und zusammen arbeiten.

Wie Du gerade schon kurz erwähnt hast - die Deutsche Minderheit in Rumänien ist in mehreren Regionen aktiv. Siebenbürgen, Banat, Altreich, Buchenland – wie ist der Austausch zwischen den Jugendgruppen aus den verschiedenen Regionen?

Alle Projekte der ADJ sind als landesweite Projekte geplant. Da nehmen Teilnehmer aus allen Regionen teil, dadurch ist der Austausch zwischen den Regionen immer gesichert.

Die deutschen Minderheiten leben ja auch vom erfolgreichen Übergang von Engagierten, die aus den Jugendorganisationen herauskommen, ja, herauswachsen und sich dann in den sogenannten Erwachsenenorganisationen wiederfinden und sich dort einsetzen. Wie gut funktioniert dieser Übergang in Rumänien und wie könnte man diesen Schritt verbessern?

Eine Verbesserung könnte ich zur Zeit nicht sehen, da wir hier zwei wunderbare Beispiele haben. Der aktuelle Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Benjamin Józsa, ist einer der Gründer der ADJ und ein ehemaliger Geschäftsführer der ADJ. Winfried Ziegler ist zur Zeit Geschäftsführer beim Demokratischen Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS). Da kann ich behaupten, dass es der Jugendarbeit in Rumänien besser nicht gehen kann. Die Erwachsenenorganisationen verstehen unsere Probleme, da sie irgendwann einmal in der Vergangenheit auch mit ihnen gekämpft haben.

Wie funktioniert der Austausch zwischen der Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft im Jugendbereich? Wie groß ist das Interesse von Kindern und Jugendlichen, die aus der Mehrheitsgesellschaft stammen, am Programmangebot der deutschen Jugend?

Für die Mehrheitsgesellschaft in Rumänien ist es schon seit Jahren ein Trend, dass die Kinder in einer deutschen Schule lernen. Das bedeutet, ab der ersten Klasse werden deutsche Volkstänze oder Lieder vorgestellt. Traditionen werden dadurch ständig auch von der Mehrheitsgesellschaft gepflegt. Für die Jugendarbeit ist es manchmal schwieriger, das Programmangebot interessant zu machen. Zum Glück kann man mit den Jugendlichen besprechen, durch welche Methoden man das Angebot aktuell halten kann. Dadurch ist es viel leichter, immer den Austausch zwischen der Minderheit und Mehrheitsgesellschaft aktiv zu halten.

Die Deutsche Sprache ist ein Erkennungsmerkmal der deutschen Minderheiten. Man sieht an Problemen in anderen Ländern wie z.B. in Polen, dass der Unterricht in Deutsch als Minderheitensprache reduziert werden. Oft ist das Wissen über die Sprache in den deutschen Minderheiten gegeben, jedoch wird sie nicht aktiv genutzt. Wie ist die Lage bei Ihnen in Rumänien? Welchen Trend erkennen Sie in Ihrer Jugendarbeit?

Die deutsche Sprache ist in der Tat ein zentrales Erkennungsmerkmal der deutschen Minderheiten. In Rumänien haben die deutsche Sprache und Kultur eine lange Geschichte und ist fest in vielen Gemeinschaften verwurzelt. Dies ist unter anderem auf die bedeutende Anzahl von Deutschen zurückzuführen, die seit Jahrhunderten in verschiedenen Regionen des Landes leben. 

In den letzten Jahrzehnten hat es jedoch auch in Rumänien eine Abnahme des Gebrauchs der deutschen Sprache gegeben, insbesondere unter jüngeren Generationen. Viele Faktoren haben dazu beigetragen, einschließlich der Auswanderung von Deutschsprachigen, dem Einfluss von Medien und Kultur in der Landessprache sowie der zunehmenden Globalisierung und dem Einfluss des Englischen.
In unserer Jugendarbeit erkennen wir jedoch einen aufkeimenden Trend zur Wiederbelebung und Stärkung der deutschen Sprache und Kultur. Dies ist zum Teil auf die verstärkten Bemühungen um die Förderung der deutschen Sprache und Kultur in Schulen und Gemeinschaften sowie auf die wachsende Anerkennung des kulturellen und historischen Werts der deutschen Minderheit in Rumänien zurückzuführen.
Wir bemerken ein steigendes Interesse unter den Jugendlichen, sich aktiv mit der deutschen Sprache und Kultur auseinanderzusetzen. Sie erkennen zunehmend den Wert der Mehrsprachigkeit und des kulturellen Erbes und suchen nach Möglichkeiten, diese Aspekte in ihrem täglichen Leben und in ihrer persönlichen Identität zu stärken. Im Rahmen unserer Jugendarbeit fördern wir aktiv den Gebrauch der deutschen Sprache durch verschiedene Programme und Aktivitäten, die darauf abzielen, den Jugendlichen die Bedeutung ihrer Kultur und Geschichte näher zu bringen und ihnen gleichzeitig praktische Fähigkeiten und Erfahrungen zu vermitteln. 

Kurz gesagt, obwohl die deutsche Sprache in Rumänien Herausforderungen gegenübersteht, gibt es auch Anzeichen für eine positive Entwicklung und eine verstärkte Wertschätzung der deutschen Sprache und Kultur, insbesondere unter den Jugendlichen. Unser Ziel in der Jugendarbeit ist es, diesen Trend zu unterstützen und weiter zu fördern. 


Was sind die wichtigsten Pläne der ADJ in diesem und in den nächsten Jahren? Welche sind die größten Herausforderungen?

In Bezug auf die Zukunft haben wir ambitionierte Pläne für die ADJ. Einer der Schwerpunkte liegt auf der Weiterentwicklung der Organisation und der Stärkung unserer Netzwerke sowohl innerhalb der deutschen Minderheiten als auch unter anderen europäischen Minderheiten. Unsere Mission ist es, mehr junge Menschen zu erreichen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, sich zu engagieren und ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Ich glaube fest daran, dass die Jugend ein enormes Potenzial hat und es unsere Aufgabe ist, ihnen dabei zu helfen, dieses Potenzial voll auszuschöpfen.
Es kann aber eine Herausforderung sein, junge Menschen dazu zu bringen, sich aktiv zu engagieren. Es gibt viele Faktoren, die die Beteiligung beeinflussen können, einschließlich Zugänglichkeit, Interesse, Zeit und andere Verpflichtungen. Außerdem ist es wichtig, bei allen Plänen und Projekten auf die langfristige Nachhaltigkeit der Organisation zu achten. Dies könnte bedeuten, Strategien zu entwickeln, um neue Mitglieder zu gewinnen, bestehende Mitglieder zu halten und die Organisation finanziell stabil zu halten.

In Anbetracht dieser Herausforderungen ist es wichtig, flexible und widerstandsfähige Strategien zu entwickeln, die es der ADJ ermöglichen, ihre Mission zu erfüllen und ihre Vision für die Zukunft zu verwirklichen.

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